Interview mit Christoph Müller (MADAM Projektmitglied)
Beschäftigt sich im Projekt MADAM mit der Fragestellung:
Digitale DienstplangestaltungPersönliches Motto:
„der Weg lohnt sich“
Was hat dich nach Leipzig verschlagen und was ist dein Job bei den Leipziger Verkehrsbetrieben (LVB)?
Ursprünglich komme ich aus dem Zittauer Gebirge, aber ich bin der Liebe nach Leipzig gefolgt. Inzwischen haben wir einen zweieinhalbjährigen Sohn, der mich ganz schön auf Trapp hält. In meiner Freizeit bin ich eher so der Bastler. Ich arbeite gerne mit Holz und bastle an Autos. Meine besondere Leidenschaft sind Campingfahrzeuge. Das passt zu meinem Job hier bei der LVB ganz gut. Ich habe als Busfahrer im Fernreiseverkehr angefangen und bin inzwischen Leiter Fahrdienst. Aktuell betreue ich ein Team mit 80 Fahrer*innen, mit allem was dazu gehört. Das heißt, ich stelle Mitarbeiter*innen ein, kümmere mich um die Weiterbildung und führe Mitarbeitergespräche.
Was treibt dich in deinem Job an?
Ich möchte nach Hause gehen in dem Wissen, dass ich dabei geholfen habe, dass meine Kolleg*innen einen guten Job machen konnten und dass sie zufrieden sind. Mir ist es wichtig, auf die Bedürfnisse meiner Kolleg*innen einzugehen – so gut wie das eben möglich ist. Es geht nicht immer alles, das ist klar, aber ein bisschen Spielraum hat man schon, um den Mitarbeiter*innen in schwierigen persönlichen Situationen entgegenzukommen.
Die Mitarbeit im Projekt MADAM ist zeitaufwändig und manchmal auch ziemlich kompliziert. Warum machst du das?
Es ist ja kein Geheimnis, dass in der LVB vieles sehr stark geregelt ist – zu stark meiner Meinung nach. Das Projekt hat mir die Möglichkeit geboten, kreativ zu werden und mich abseits dieser teilweise sehr starren Strukturen zu bewegen. Wir tendieren in der LVB oftmals dazu, viel zu viel zu reden, statt einfach mal was zu machen und Dinge auszuprobieren. Ich wünsche mir, dass sich durch MADAM der Experimentiergeist auf das restliche Unternehmen überträgt.
Warum sollen die Fahrer*innen die Dienstplangestaltung mitbestimmen können?
Die Mitarbeiter*innen wünschen sich mehr Einfluss. Bisher sind sie in der Arbeitszeitplanung sehr stark fremdbestimmt. Wir möchten, dass Fahrer*innen im Hinblick auf ihre persönlichen Präferenzen und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben selbst mehr mitbestimmen können. Zudem wird die Dienstplangestaltung durch die Beteiligung der Fahrer*innen transparenter. Ich erhoffe mir dadurch, dass die Arbeitszufriedenheit steigt und auch die Verbundenheit mit der LVB als Arbeitgeber größer wird.
Was muss die digitale Dienstplangestaltung können?
Das System umfasst unserer Vorstellung nach mehrere Komponenten und ist nicht allein auf die Dienste beschränkt. Die Arbeitszeit selbst wählen zu können, ist natürlich wichtig für die Kolleg*innen. Aber genauso wichtig ist es, dass sie Prioritäten setzen können was den Anfangsort, den Betriebshof und die Linie betrifft. Zudem können sie sich in Zukunft, wenn alles gut läuft, freie Tage wünschen. Und es gibt sogenannte „Mutti-/Vati-Dienste“ für Alleinerziehende. Diese Dienste liegen zwischen 6:00 und 16:30, so dass die Fahrer*innen ihre Kinder in die Kita bringen und auch wieder abholen können.
Worin siehst du die wichtigste Herausforderung?
Wenn das Projekt erfolgreich sein soll, müssen die Lösungen von der Fahrerschaft angenommen und aktiv gelebt werden. Wir sehen gerade bei der Tauschbörse, dass das gar nicht so einfach ist. Da gibt es mehrere Kanäle, die zum Tausch von Diensten genutzt werden. Das macht es natürlich unübersichtlich. Daher sehe ich die größte Herausforderung für uns als Leiter Fahrdienst darin, die Kolleg*innen von unserer Idee zu überzeugen.
Wie weit seid ihr aktuell im Projekt?
Wir haben unsere Anforderungen an eine digitale Dienstplangestaltung formuliert und diese an unseren LVB-Ansprechpartner für Perdis weitergegeben. Perdis ist unser Dienstplanprogramm, mit dem wir aktuell schon arbeiten. Es geht nun darum zu besprechen, inwieweit sich unsere Vorstellungen in das bestehende System integrieren lassen. Wir treffen uns im Team nach wie vor auch in Präsenz, natürlich in entsprechenden Räumen und mit gebührendem Abstand. Es hat sich als gut herausgestellt, dass man sich auch mal sieht und von Angesicht zu Angesicht reden kann.
Auf welche Hindernisse seid ihr bisher in MADAM gestoßen?
Auf Menschen, die sagen: „Das geht nicht, das haben wir schon immer so gemacht. Es läuft doch alles gut so.“ Aber dafür sind wir ja da, dass zu ändern.
Was hast du über dich gelernt?
Ich glaube, meine Stärken liegen nicht darin, Sachen bis ins Kleinste zu dokumentieren oder hochkomplexe Rechnungen anzustellen, sondern ich bin der, der andere motivieren und ansprechen kann. Leute mitzureißen, das ist so meine Stärke. Mein großes Motto lautet: „der Weg lohnt sich“.
Wie geht es weiter?
Wenn alles mit der IT geklärt ist, besprechen wir mit der Geschäftsführung, was wir umsetzen können und wollen. Danach setzen wir uns im Team zusammen und werden weiter mit Hochdruck an den Themen, die gerade anstehen, arbeiten. Dazu gehört beispielsweise auch die Kommunikation in die Belegschaft.