Die Auswirkungen der Corona Krise haben auch uns getroffen. Denn auch bei den Leipziger Verkehrsbetrieben (LVB) mussten ab Mitte März zum Schutz der Mitarbeiter*innen alle größeren Treffen abgesagt werden.
Deshalb haben wir uns gefragt, warum nicht mal einen virtuellen Workshop durchführen und das Format testen?
Einige Kolleg*innen waren skeptisch. Andere zeigten sich sehr aufgeschlossen und so waren schnell freiwillige Teilnehmer*innen für vier Test-Workshops gefunden. Unsere Erfahrungen möchten wir nun gerne teilen. Also, was haben wir gelernt?
Das Tool Mentimeter (www.menti.com) eignet sich gut, um virtuell Feedback einzuholen.
„Nicht alle Methoden funktionieren auch virtuell gut.“
Aktuell stecken wir mitten in der Phase „Ideen finden“. Dementsprechend ist es Ziel der Workshops, möglichst viele Ideen für eine Persona zu entwickeln. Unsere Erfahrung: Leider lassen sich nicht alle Methoden problemlos auf den virtuellen Raum übertragen. Für unsere Workshops haben wir uns für das stille Brainstorming und die 6-3-5 Brainwriting Methode entschieden.
Während das stille Brainstorming gut funktioniert hat, stellte uns die Brainwriting-Methode vor große Herausforderungen: Im virtuellen Raum lassen sich Blätter nicht einfach weiterreichen. Der Organisator bzw. die Organisatorin muss im Vorfeld prüfen was technisch möglich und möglichst unkompliziert ist. Wir hatten uns für eine Ordnerlösung entschieden. Über das Intranet konnten alle auf denselben Ordner zugreifen, in dem für alle Teilnehmer*innen eine Brainwriting-Vorlage abgespeichert ist. Nachdem jede/r Teilnehmer*in in der ersten Runde eine bestimmte Vorlage ausgefüllt hat, schließt er/ sie diese und bearbeitet in der nächsten Runde die Datei eines anderen Teilnehmers. Die Vorgehensweise erwies sich jedoch im Laufe der Workshops leider als sehr „sperrig“. Der Wechsel zwischen vielen verschiedenen Tools verzögert zudem Abläufe, besonders wenn die Tools für die Teilnehmer*innen neu sind. Dadurch geht viel Dynamik verloren.
„Es nervt, dass man nicht einfach spontan einen Gedanken aussprechen kann.“
Kreativität lebt von Spontanität. In Präsenzveranstaltungen können spontan Gedanken geäußert werden, andere bauen darauf auf. In virtuellen Formaten ist das schwierig. Sprechen alle durcheinander, versteht am Ende keiner etwas. Der/ die Moderator*in muss daher die Gesprächsführung übernehmen, eine Rednerliste führen und das Wort erteilen. Spontane Gedanken können folglich kaum geäußert werden. Darunter leidet die Spontanität und damit auch die Kreativität.
„Ich war überrascht, wie viel wir in der kurzen Zeit erreicht haben.“
Doch virtuelle Workshops haben auch ihre guten Seiten: Besonders überrascht hat uns, wie produktiv die Treffen waren. Wir sind schneller vorangekommen als in den Präsenzworkshops, weil ein fokussierteres Arbeiten möglich war. Die Agenda wurde sehr genau eingehalten und durch den Wegfall der üblichen Nebengespräche aus den Präsenzworkshops wurde die Zeit sehr effizient genutzt.
„Ich konnte mich besser konzentrieren“
Ein Feedback vieler Teilnehmer*innen war auch, dass sie sich in den Einzelarbeitsphasen viel besser konzentrieren konnten. Ohne die üblichen Hintergrundgeräusche durch die anderen Workshopteilnehmer der Präsenzworkshops fällt vielen das Arbeiten und Denken leichter. So konnten sie gedanklich viel tiefer in das zu lösende Problem hineindenken.
Unser Resümee: Kein 100 % Ersatz für Präsenzworkshops
Unserer Erfahrung nach eignen sich virtuelle Workshops gut bei kleineren Fragestellungen, oder um eine ganz bestimmte Idee zu verfeinern.
Wir können uns jedoch nicht vorstellen, 100 % virtuell zu arbeiten. Design Thinking lebt vom persönlichen Austausch und der gegenseitigen Inspiration. Das bringt kreative Dynamik in den Workshop, die sich in virtuellen Formaten so bisher leider nicht transportieren lässt. Aber wer weiß, vielleicht gibt es zukünftig Tools, die das ermöglichen.
Autorinnen: Beate Hunold, LVB & Ines Roth, INPUT Consulting
https://www.input-consulting.de