Was bisher geschah und wo wir jetzt stehen
Im vergangenen Jahr haben wir im Projekt MADAM viel geschafft: nachdem sich die Teams mit der Design Thinking Methode auf ihre „Challenge“, d.h. das zu lösende Problem, geeinigt hatten (Phase 1 „Verstehen“), wurden die Kolleginnen und Kollegen an ihrem Arbeitsplatz beobachtet und befragt (Phase 2 „Beobachten“). Ziel war es, die Wünsche und Bedürfnisse der Gruppen zu verstehen, für die gute und praktikable Lösungen entwickelt werden sollen. Anschließend ging es darum, die gesammelten Informationen zu clustern und zu priorisieren (Phase 3 „Sichtweise definieren“). Das Ergebnis waren Personas, d.h. fiktive Charaktere, die archetypisch die verschiedenen Eigenschaften und Bedürfnisse von Nutzer*innen bündeln und teilweise überspitzt darstellen. Insgesamt wurden in den Teilprojekten 12 Personas entwickelt. Die folgende Abbildung zeigt beispielhaft drei Personas auf.
Nun geht es darum, für die Personas möglichst viele Ideen zu entwickeln.
Wie gehen wir bei der Ideenentwicklung vor?
Unser erstes Ziel dieser Phase ist es, so viele Ideen wie möglich zu finden. Dabei geht es nicht darum, sofort DIE super Idee zu entwickeln, sondern vielmehr, in viele verschiedene Richtungen zu denken. Dabei darf und soll es auch ganz verrückt zugehen, denn hinter verrückten Ideen verbergen sich oftmals vielversprechende Innovationen, die genau den Nerv treffen. Man denke dabei an all die Künstler und Erfinder, die zuerst belächelt und dann gefeiert wurden.
„Kreativität ist Intelligenz, die Spaß hat.“
Albert Einstein
Zugegeben, wir sind nicht Ilon Musk oder Picasso. Aber wir begrüßen es, wenn ein Hauch ihres Esprits durch unsere Workshops weht. Und wir können etwas dafür tun, indem wir entsprechende Kreativitätstechniken einsetzen – wie beispielsweise im Workshop des Teilprojekts 2, in dem es um flexible Arbeit für Beschäftige mit Kundenkontakt geht. Hier ein kleiner Einblick:
Erste Runde: stilles Brainstorming
Die Persona wird vorgestellt, anschließend schreiben alle so viele Ideen wie möglich auf Postits. Diese werden vorgestellt und nach Themen sortiert an eine Metaplanwand gepinnt.
Beispiel aus dem Workshop: verbesserte Raumgestaltung mit Warte- und Beratungsbereichen
Zweite Runde: Himmel und Hölle – Die Hölle
Die Aufgabe besteht darin, der Persona das Berufsleben zur Hölle zu machen. Alles dafür zu tun, dass es ihr bei der Arbeit richtig schlecht geht.
Beispiel aus dem Workshop: permanente Überwachung mit Entgelteinbußen bei Fehlern
Dritte Runde: Himmel und Hölle – Der Himmel
Nun soll der Persona der Himmel auf Erden bereitet werden. Wie sähen dann ihre Arbeit und ihr Umfeld aus? Die Ideen werden den Themen an der Metaplanwand zugeordnet.
Beispiel aus dem Workshop: Beschränkung der Anzahl der Kunden, nur freundliche Kunden werden an den Schalter vorgelassen
Vierte Runde: Brainwriting
Jede*r sucht sich an der Pinnwand 3 Ideen aus. Diese werden auf einem Blatt Papier in drei Spalten notiert. Anschließend wird das Blatt an die/den Nachbar*in weitergereicht. Diese*r baut die Idee aus. Das Blatt wird so lange weitergegeben, bis es einmal rum ist. Anschließend werden die Ideen vorgestellt.
Beispiel aus dem Workshop: Schalter getrennt nach Themen (z.B. Beratung & Verkauf), damit für die Mitarbeiter ein Wechsel möglich ist und die Kunden nicht so lange warten müssen
Corona – und jetzt?
Wie so Viele hat Corona auch uns im Projekt kalt erwischt – und zwar mitten in unserer Kreativitätsphase, quasi ins Herz des Projekts. Manche Teilprojekte hatten bereits erste Kreativitätsworkshops, andere noch nicht. Aber wie so oft im Leben heißt es nun für uns, aus der Not eine Tugend zu machen. Wir wollen kreativ sein und digitaler, also: lasst uns digital kreativ sein!
„Auch aus Steinen, die dir in den Weg gelegt werden, kannst du etwas Schönes bauen.“
Johann Wolfgang von Goethe
In diesem Sinne führten wir testweise pro Teilprojekt einen virtuellen Brainstorming-Workshop für jeweils eine Persona durch – und siehe da: es hat ganz gut funktioniert, auch wenn wir am Anfang ziemlich skeptisch waren.
Wie geht es weiter?
Sobald alle Ideenworkshops – ob virtuell oder face-to-face – abgeschlossen sind, werden die besten Ideen ausgewählt und in Prototypen übersetzt. Es gibt unterschiedliche Arten von Prototypen wie beispielsweise haptische aus Pappe, Lego, Knete etc., Lego Serios Play (mit Lego werden Abläufe sichtbar gemacht), Rollenspiele (Interaktion zwischen Nutzer und Erfinder), digitale Prototypen (eine Idee im Internet zeigen) und das Visualisieren (malen, zeichnen, Fotokollagen). Welche Prototypenart gewählt wird, hängt davon ab, wie der Kerngedanke der Idee am besten transportiert und sichtbar gemacht werden kann. Die Prototypen dienen als Grundlage für die darauffolgende Phase: das Testen. Hier werden Testnutzern die Prototypen gezeigt und ihr Feedback aufgenommen, um die Ideen und Prototypen weiterzuentwickeln.
Autorin: Ines Roth, INPUT Consulting
https://www.input-consulting.de