Interview mit Janina Graeber (Mitglied im Steuerungsteam)
Ist bei den Leipziger Verkehrsbetrieben tätig im Bereich: Personal
Beschäftigt sich im Projekt MADAM mit der Idee: Regeln für mobile Arbeit – der Weg in eine moderne Arbeitswelt
Was machst du bei den Leipziger Verkehrsbetrieben (LVB) und wie lange bist du schon dabei?
Ich habe 2005 meine Ausbildung zur Industriekauffrau bei der LVB begonnen und habe dann berufsbegleitend studiert und meinen Master of Science im Human Ressource Management absolviert. Aktuell bin ich HR-Business Partner im Bereich Personal und arbeite aktiv im Projekt MADAM mit.
Mit welchen Themen beschäftigst du dich momentan in MADAM?
Ich beschäftige mich mit dem Thema „Regeln für mobile Arbeit – der Weg in eine moderne Arbeitswelt“.
Uns geht es darum, den Beschäftigten die Möglichkeit zu geben, mehr selbst zu entscheiden, wann und wo sie arbeiten möchten. In einer Pilotphase von zwölf Monaten sollen zunächst circa 40 Mitarbeiter aus drei Struktureinheiten und Fachbereichen Erfahrungen mit den neuen Arbeitsformen sammeln. Im Fokus stehen dabei die Kommunikation untereinander, die Form der Abstimmung im Team und zur Führungskraft sowie die Raum- und Technikausstattung. Die Beschäftigen in der Pilotphase können zwischen zwei Modellen wählen: dem FIX- oder FLEX-Modell. Beim FIX-Modell kann maximal an einem Tag pro Woche mobil gearbeitet werden und die Mitarbeiter behalten ihren persönlichen Arbeitsplatz. Beim FLEX-Modell kann an bis zu 4 Tagen pro Woche mobil gearbeitet werden – beispielsweise zu Hause, unterwegs oder an einem anderen Standort. Beim FLEX-Modell verzichten sie auf einen eigenen Schreibtisch und arbeiten in einem Büro mit Desksharing-Plätzen. Die dadurch freiwerdenden Flächen können die Abteilungen in der Pilotphase zunächst nutzen, wie sie möchten – als Kreativ-, Sport- oder Meetingraum.
Wo steht ihr aktuell?
Nachdem wir auf der Grundlage unserer Personas Ideen zu mobilem Arbeiten entwickelt haben, sind wir gerade dabei, diese umzusetzen. Wir befinden uns sozusagen in der heißen Phase, weil wir unser Pilotprojekt im Januar 2021 in der Buchhaltung starten wollen. Im Dezember hatten wir eine Abteilungsveranstaltung und einen abschließenden Teamworkshop – und jetzt geht’s in die Praxis.
Du hast bei der Prototypenentwicklung die Rolle des „Scrum Masters“. Was bedeutet das? Was sind deine Aufgaben?
Bisher war ich im Steuerungsteam und jetzt bin ich zusammen mit Dominik Scrum Master in unserem Team. Als Scrum Master organisiere und koordiniere ich die Aktivitäten im Team. Außerdem braucht man ein relativ breites Methodenwissen, weil man als Scrum Master Vorschläge zum weiteren Vorgehen macht und den Scrum-Prozess im Blick behalten muss. Und natürlich kümmere ich mich auch um Probleme im Team und spreche Dinge an, die nicht so gut laufen.
Was hast du bei MADAM gelernt? Welche Ergebnisse findest du spannend, was hat dich überrascht?
Ich habe ganz viele neue Methoden gelernt und das ist auch das was ich tatsächlich am spannendsten finde – also Design Thinking, Scrum und die Retromethoden, die wir jetzt anwenden. Insgesamt fand ich die Ergebnisse der Interviews, die wir gemacht haben, sehr spannend und die Bedürfnisse, die wir dabei herausgefunden haben. Darauf aufbauend haben wir Personas entwickelt, die aus meiner Sicht tatsächlich die Vielfalt der Mitarbeiter*innen der LVB widerspiegeln. Und jetzt bin ich gespannt, ob sich unsere Annahmen aus der Prototypingphase mit den Anforderungen der Beschäftigten in der Praxis decken.
Wie findest du Design Thinking als Methode?
Da bin ich ehrlich gesagt, ein bisschen hin- und hergerissen. An sich passt die Methode grundsätzlich sehr gut für das Thema, würde ich sagen. Ich fand den Zeitraum bis zur Ideenfindung nur etwas lang. Da stellt sich die Frage, ob man wirklich alles so intensiv selbst hätte bearbeiten müssen. Ich finde es wichtig, diese Prozesse im Nachgang zu reflektieren, um für zukünftige Projekte noch besser aufgestellt zu sein. Eine bisherige Lernerfahrung ist für mich, sich durchaus noch stärker an bestehenden Dingen zu orientieren, die woanders entwickelt worden sind und die man übertragen kann. Auf diese Weise kann man zielorientierter und auch schneller agieren.
Ihr habt im Projekt unterschiedliche agile und kreative Methoden ausprobiert. Kannst du dir eine LVB vorstellen, in der alle agil arbeiten?
Also ich glaube, dass es in der LVB-Gruppe und auch in vielen anderen Unternehmen nur Mischformen aus klassischen und agilen Projektmanagement geben kann. Das liegt in der Natur der Sache. Manche Themen erfordern Klarheit, Meilensteine und konkrete Zeitpläne und andere Projekte können und sollten sehr offen gestaltet werden, um neue Ideen zu entwickeln.
Wie geht’s weiter?
Wir haben im Januar mit der Pilotierung der Buchhaltung begonnen. Im Februar folgt dann voraussichtlich die Personalentwicklung. Das wird für mich besonders spannend, weil ich dann auch Mitarbeiterin in der Pilotphase bin. Da kann man das noch einmal aus der anderen Perspektive betrachten. Momentan suchen wir noch eine dritte Pilotabteilung, die stärker den technischen Bereich abbildet. Man sieht, dass wir versuchen, verschiedene Zielgruppen und Bereiche abzubilden. Ziel des sukzessiven Starts der Pilotabteilungen ist es, voneinander zu lernen und Ergebnisse zu übertragen. Hierzu gibt es ein umfangreiches Monitoring mit Befragungen der Pilotteilnehmer*innen.
Welche Bilanz ziehst du für dich nach über zwei Jahren MADAM?
Auf jeden Fall hatten wir sehr viele gute, kreative Treffen, vor allem innerhalb Steuerungsteam, in den Teilprojekten und mit Aleksandra und Beate. Ich finde, dass Aleksandra das als Projektleiterin mit Unterstützung von Beate ganz toll gesteuert, geleitet und gelenkt hat. Ich erinnere mich auch gerne an das schöne Grillfest im Sommer. Da hat man gemerkt, dass wir im Projekt ein richtiges Team geworden sind. Daher lautet meine Bilanz, dass sich die Arbeit im Projekt total gelohnt hat, sie war für mich mit vielen wertvollen Erkenntnissen verbunden.